Impressionen von der Didacta 2019 in Köln

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Martina Schmerr vom Hauptvorstand und die Griffelkasten-Autorin

Auch dieses Jahr wieder: Toller GEW-Stand. Eigentlich eine ganze GEW-Landschaft! Komplim20-gew-nrw-didacta-2019-koelnent an den Landesverband: Die GEW war nicht zu übersehen. Banner, Plakate, Flyer, wo immer man hinsah. Die Reizüberflutung in der Halle war kein Problem, denn die GEW-Fußspuren führten von überallher in die rote Oase zurück. In der Oase: Herzliche Begegnungen mit engagierten KollegInnen, Energieschub durch Kaffee und Kekse, und dann: nächste Runde durch das Didacta-Labyrinth …Auch_in_der_Kita-Halle

Etwas kleiner, aber dafür von echter Lilliput-Gemütlichkeit: der KITA-Stand. Die Pezzi-Sessel tun dem didactageplagten Rücken gut. Da lacht auch das Grundschullehrerinnen-Herz! Wichtiges Thema in diesem Jahr natürlich: das Gute-Kita-Gesetz – das wir gar nicht so gut finden. Ein schöner Name schafft noch keine besseren Arbeitsbedingungen. Deshalb, Frau Ministerin, bitte merken: In Zukunft erst arbeiten, und dann loben. Kleiner Tipp: Kleine Gruppen sind große Klasse – und: Erzieherinnen verdienen mehr …

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Mein Prototyp aus Kindertagen ist leider out

Schöne neue digitale Bildungswelt? Die Themen Schulcloud, digitale Schulverwaltung und Lernplattformen waren – wie nicht anders zu erwarten – allgegenwärtig. Der Digitalpakt lässt grüßen. Manches war doch arg „nerd-lastig“. Nicht aber die Roboterecke! Dort hatte ich eine echte Begegnung der „dritten Art“: Ein Roboter von ausgewählter Star-Wars-Höflichkeit fragte mich nach meinen Wünschen. Ich muss gestehen: Mit seinem Charme hätte er mich (fast) um den Finger gewickelt. Immerhin habe ich mir daraufhin die Lernplattformen zum Programmieren für die Grundschule einmal näher angeschaut. Das Spielkind in mir hat sich davon doch stark angesprochen gefühlt. Ich denke, dass das eine wichtige Grundlage für die Computer-„Alphabetisierung“ sein könnte. Als ergänzender Lerninhalt im Sachunterricht kann es sicher seinen Platz in der Grundschule haben.

Link: GEW-Materialien und Positionen zum Themenkomplex Medienbildung und Digitalisierung

Umfassende Medienbildung: Ja, bitte! Einflussnahme der Wirtschaft auf den IMG_2722Unterricht: Nein, danke! Manches, was da glänzt und glitzert, erweist sich bei näherem Hinsehen als trojanisches Pferd. Ich weiß: Angesichts der enormen Fülle von kostenlosen Materialien ist es schwer, den Überblick zu behalten. Das ist mir auf der Didacta auch so gegangen. An vielen Stellen haben Firmen durchaus ansprechende Materialien angeboten. Und zwar nicht nur Firmen aus der Digitalbranche – auch die Müsliwirtschaft bemüht sich nach Kräften, einen Fuß in die Schulküche zu bekommen. Meine Reaktion: einen Müsliriegel eingepfiffen, Material eingesäckelt und alles zu Hause in Ruhe geprüft.

Link: GEW- Privatisierungsreport zu Propaganda und Produktwerbung

DlXZJRAXcAI4lS9Ein Fels in der Brandung: Vera Fricke von der Bundeszentrale für Verbraucherschutz. Als Leiterin   des Stabs für  Verbraucherbildung hat sie einen Online-Materialkompass mitentwickelt. Der Kompass hält, was der Name verspricht: Er bietet eine echte Orientierung in der Fülle der kostenlosen Unterrichtsmaterialien. Zu etlichen Materialien gibt es Bewertungen (in Form von Sternen) und ausführliche Rezensionen. Die GEW arbeitet mit Vera schon sehr lange zusammen. Ich treffe sie regelmäßig beim Fachforum Schule / Bildung für nachhaltige Entwicklung. Sie ist für mich eine wichtige Ansprechpartnerin für Fragen wie ressourcenschonende Ernährung, nachhaltigen Konsum oder auch den kritischen Umgang mit der Finanzbranche.

Materialkompass der Verbraucherzentrale

A propos ressourcenschonende Ernährung: Interessant war für mich auch der BesuchIMG_2747 am Stand der Ärzte gegen Tierversuche. Der Verein gibt Info-Broschüren, aber auch Unterrichtsmaterialien heraus. Wichtigstes Anliegen: Sensibilisierung für die Qualen, die Tiere in Versuchslaboren erleiden. Und zwar größtenteils für völlig zweckfreie Grundlagenforschung! Der Verein informiert darüber hinaus über Alternativen zu Tierversuchen, u.a. zu den Möglichkeiten der Forschung mit Hilfe von Zellkulturen und Computermodellen. Ich war überrascht, wie heiß umstritten das Thema noch immer ist. Mir wurde das bewusst, als ich am Stand Zeuge einer hitzigen Debatte zwischen einem Biologieprofessor und Mitgliedern des Vereins wurde.

Schulseite des Vereins „Ärzte gegen Tierversuche“ mit Materialien

IMG_2721.JPGAuch dieses Jahr hat mich die eindringliche Werbung der Bundeswehr nicht zum Dienst an der Waffe bewegen können. Und das, obwohl die Bundeswehr regelmäßig einen der größten Stände auf der Didacta hat! Leider entspricht das der Rolle, die ihr in einigen Bundesländern im Unterricht eingeräumt wird. Ich bin mir da mit Pax Christi, Terre des Hommes und vielen anderen Organisationen einig: Die Bundeswehr hat in der Schule nichts zu suchen – die Rekrutierung von Minderjährigen verstößt gegen die UN-Kinderrechtskonvention. Auf jeden Fall müsste „Waffengleichheit“ herrschen: Die Friedensbewegung müsste im gleichen Maß Zugang zu den Schulen haben. Diesem Ziel dienen auch die Fachforen zur Friedensbildung, die die GEW auch dieses Jahr wieder auf der Didacta veranstaltet hat.

Links zum Thema:

Die GEW zum Thema Bundeswehr und Schule

 „Kinder im Visier der Bundeswehr“. Broschüre von Terre des Hommes und GEW

Sonderausgabe des AWO-Magazins „Vielfalt“ zum Thema Friedensbildung

Vor lauter Digitalisierung nicht zu vergessen: der Mensch! Menschen haben Vorurteile,rass Vorurteile können zu Rassismus führen. Ein wichtiges Thema für eine Einwanderungsgesellschaft, also auch für deutsche Schulen. Auf der Didacta gab es dazu eine eigene Podiumsdiskussion. Dort habe ich Ali Can kennengelernt. Als angehender Lehrer hat er einen Verein für interkulturellen Frieden gegründet und leitet das Vilefalt- und Respektzentrum in Essen, das ein Ort der Begegnung, der Erfahrung und des Dialogs sein soll. In der Diskussion kamen insbesondere die oft unreflektierten Vorurteile zur Sprache, die vielfach zu Diskriminierungen (und in der Folge zu Lernunlust) führen. Außerdem bei der Diskussion dabei: Cornelia Gresch vom Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), die zu Diskriminierungen im Unterricht geforscht hat, sowie eine gewisse Ilka Hoffmann. Alle waren sich einig, dass wir eine unabhängige Anti-Diskriminierungsstelle in jedem Bundesland als Anlaufstelle für Betroffene sowie für fortbildungswillige Schulen bräuchten.

Links zum Thema:

Sendung von Deutschlandfunk Kultur vom 21.02.2019: Das Vielfalt- und Respektzentrum in Essen

Materialien der GEW zu den Themen Antirassismus und Antidiskriminierung

Screenshot_2019-02-25 mittendrin e V ( mittendrinev) TwitterLeider etwas an den Rand gedrängt: die Inklusion. Dabei habe ich auch dieses Jahr wieder festgestellt: Inklusion kann sexy sein. Beste Beispiele: die Powerfrau Eva-Maria Thoms vom Kölner Inklusionsverein Mittendrin und der Inklusionsaktivist Raúl Krauthausen. Letzteren erkennt man nach seiner Aussage an seiner schicken Schirmmütze – obwohl ich persönlich eher seine Schlagfertigkeit bei Diskussionen als Erkennungsmerkmal ansehen würde.  Beide hatten das „Vergnügen“, mit dem Inklusionsskeptiker und Präsidenten des Lehrerverbandes, Peter Meidinger, über die schulische Inklusion zu diskutieren. Auf dem Foto ist zu sehen,  wie inklusiv Inklusionsbefürworter sind. Eva und Raúl haben auch etwas Werbung  für den Film „Kinder der Utopie“ von Hubertus Siegert gemacht. Der Film ist ein Nachfolgeprojekt zu dem Inklusionsfilm „Klassenleben“, der 2007 ein sechstes Schuljahr der Berliner Flämingschule porträtiert hat. In dem neuen Film werden die Kinder von damals als junge Erwachsene gezeigt. Alle haben ihren Platz im Leben gefunden und leben dabei auch heute noch die Vielfalt, die sie in der Schule als Normalität erfahren haben. Am 15. Mai wird der Film in vielen deutschen Kinos im Rahmen eines Aktionstags gezeigt, der auch anschließende Diskussionen beinhaltet.

Infos und Trailer zum Film „ Die Kinder der Utopie“

Website des Vereins Mittendrin e.v.

Homepage von Raúl Aguayo-Krauthausen

Kleiner Tipp zum Thema Verschiedenheit als Normalität: ein entzückendes Video der BBC, in dem jeweils zwei befreundete Kinder zu den Unterschieden zwischen ihnen befragt werden.

Weiterer Link zum Thema:

GEW- Materialien und Positionen zur Inklusion

busch01Regelmäßiger Gast am GEW-Stand: Michael Hüttenberger, der frühere Geschäftsführer der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule. Ich freue mich immer, ihn zu sehen, denn Michael ist ein lebendiger Gegenentwurf zum Vorurteil vom humorlosen Lehrer. Er hat ein beeindruckendes Talent zum Schmieden von Schüttelreimen und Erfinden von Wortspielen, die er mühelos aus dem Ärmel „schüttelt“. Dies verbindet er mit der Kritik an unserem gegliederten Schulsystem, was er auch in einem jetzt neu aufgelegten Buch unter Beweis gestellt hat. Kostprobe:

Lasst uns lautstark demonstrieren,

immer wieder proklamieren

bis zum letzten Wortgefecht:

„Bildung ist ein Menschenrecht!“

Ich kann nur sagen: Dieser Poet spricht mir aus der Seele!

 

Bildnachweis:  GEW-Stände: GEW NRW;  Raúl Krauthauesn und Eva-Maria Thoms mit Peter Meidinger: mittendrin e.V. ;  Materialkompass: Snapschot von der Website der Verbraucherzentrale; Rassismus in der Schule: Auszug aus dem Programmheft des VB Bildungsmedien;  alle sonstigen Fotos: Ilka Hoffmann
 

Impressionen von der Didacta 2016

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Auf der diesjährigen Bildungsmesse Didacta war die GEW nicht nur mit zwei eigenen Ständen (Kita und Schule), sondern fast schon mit einer ganzen Bildungslandschaft vertreten.

 

 

Natürlich waren Asyl, Flucht und Vertreibung ein großes Thema. Die GEW hatte hierzu 04_12743701_1067737996618026_4358307993814530615_nzahlreiche Materialien ausliegen. Eine GEW-Arbeitsgruppe hat mittlerweile auch Unterrichtsmaterialien zum Thema „Flucht und Asyl“ ausgearbeitet.Die beiden Damen auf dem Foto sind allerdings nur vor Pegida in die Messehalle geflohen.

Material für die Praxis: Migration, Flucht und Asyl

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Schon seit Längerem setzt sich die GEW mit ihrer Stiftung Fair Childhood für eine Bekämpfung der Kinderarmut und Kinderarbeit und für bessere Bildungsbedingungen in einzelnen Ländern (u.a. in Burkina Faso und Albanien) ein. Susanne Hemmerling und Norbert Müller setzen sich mit viel Enthusiasmus für die gute Sache ein.

Fair Childhood

Ich selbst war auf der Didacta auf zwei Podien im Einsatz. Bei einem Podium ging es um das Thema „Lehrkräfte als Packesel und Einzelkämpfer?“. Die Diskussion hat gezeigt, dass hier in der Tat ein großer Leidensdruck besteht. Viele Lehrkräfte fühlen sich im Alltag oft allein gelassen. Es existiert ein großes Interesse an den unterschiedlichen Formen der Kooperation, sowohl bei der konkreten Unterrichtsvorbereitung als auch beim Austausch über Erziehungsprobleme. Beklagt wurde allerdings, dass die dafür nötigen Teamstrukturen an vielen Schulen nicht implementiert sind.

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Mitgewirkt habe ich auch bei einem Podium, bei dem es um Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ging. Veranstalter war das von Greenpeace initiierte Bündnis Zukunftsbildung, dem die GEW zusammen mit zahlreichen anderen Organisationen und Verbänden angehört. Bei dem Podium ging es darum, für eine strukturelle Verankerung von BNE zu werben. Mir persönlich hat die Diskussion einmal mehr gezeigt, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung nicht als isoliertes Thema betrachtet werden darf, sondern als etwas, das Veränderungen sowohl auf der Ebene der schulischen Inhalte als auch im Bereich der Schulkultur erfordert. Gefreut hat mich das Interesse insbesondere der jungen Leute an dem Thema. Moderiert wurde das Thema von Shari Reeves, die vielen aus der Sendung „Wissen macht Ah“ bekannt ist.IMG_0869

Bündnis Zukunftsbildung

Wolfgang Antritter von der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM) war für uns bei dem Podium zum Thema „Wer begleitet unsere Kinder in die digitale Zukunft?“ aktiv. Die AJuM hat zusammen mit dem Vorstandsbereich Schule der GEW im letzten Jahr eine medienpädagogische Tagung organisiert. Hierzu ist seit Kurzem auch eine umfangreiche Broschüre erhältlich.

AJuM

Broschüre: Was bringt das Lernen im Netz?