Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit

Gewerkschaftliche Gedanken zum Thema Klimaziele und Nachhaltigkeit

Gewerkschaftsarbeit ist mehr als bloße Interessenvertretung. Schon immer haben Gewerkschaften auch für gesellschaftliche Veränderungen gekämpft und sich dem Frieden und der gesellschaftlichen Solidarität verpflichtet gefühlt. Nachhaltigkeit und Bildung für Nachhaltige Entwicklung waren deshalb für mich ein großes Thema und vor allem auch ein soziales und gesellschaftspolitisches Thema. Mit Ansgar Klinger (GEW) und KollegInnen – vor allem auch Antje Utecht (IG Metall) – aus dem DGB haben wir in die gewerkschaftlichen Zugänge in die Bundesdebatte zu BNE aktiv eingebracht.

Unsere Gedanken dazu haben wir in einem Artikel der Zeitschrift „Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis“ dargelegt. Wenn man sich die „Klimadebatten“ auf der politischen Bühne anschaut, dann ist die Verknüpfung von ökologischen und sozialen Zielen DAS Zukunftsthema. Es reicht nicht, wenn sich die GEW an die Klimabewegungen dranhängt. Gewerkschaftliche Aspekte und das Thema gesellschaftliche Inklusion müssen mit Leidenschaft, Kompetenz und Überzeugung weiterhin in die BNE-Debatte eingebracht werden.

Unser Artikel:

Ansgar Klinger, Ilka Hoffmann, Antje Utecht: Gute Bildung für alle und faire Arbeitsbedingungen als gewerkschaftliche Nachhaltigkeitsziele

Besuch aus Südkorea

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In dieser Woche hatten wir in der Frankfurter Geschäftsstelle der GEW Besuch von Lehrerinnen für Sonderpädagogik aus Südkorea.  Der Leiter unserer Abteilung für Internationales, Manfred Brinkmann, hat  den gewerkschaftlichen Teil der Bildungsreise organisiert und die Kolleginnen vor Ort betreut.

Die Reise war von den südkoreanischen Behörden gefördert worden. Außer in Frankfurt haben die jungen Kolleginnen auch in Holland und Belgien Station gemacht. Ziel der Reise war es, sich mit Lehrkräften vor Ort über sonderpädagogische Förderung und Inklusion auszutauschen.

Insgesamt waren drei Teams in Europa und den USA unterwegs. Das Team, das uns besucht hat, hatte die spezielle Aufgabe, sich auch über gewerkschaftliche Interessenvertretung zu informieren. Alle Teams werden umfangreiche Dokumentationen ihrer Reisen erstellen und diese in der Heimat in entsprechenden Veranstaltungsformaten präsentieren.

Ich war sehr beeindruckt von der Wissbegierde der jungen Kolleginnen und fand es auch beachtlich, dass eine solche Reise von offizieller Stelle gefördert wird. Der Gedanke, dass man mal über den Tellerrand des eigenen Landes und der eigenen Lehr-Lern-Gewohnheiten hinausblickt, könnte sicher auch für das deutsche Bildungswesen eine befruchtende Wirkung entfalten.

Interessant war für mich die Reaktion der Gäste, als ich ihnen von dem Lehrdeputat von Lehrkräften und der Arbeitsbelastung von SchulleiterInnen berichtet habe. Großes Erstaunen: 28 Stunden Unterrichtsverpflichtung? Müssen SchulleiterInnen wirklich auch selbst unterrichten?

Hintergrund der Verwunderung: In Sükorea beträgt die wöchentliche Unterrichtsverpflichtung im Durchschnitt 16 Stunden. Wer in der Schulleitung tätig ist, ist selbstverständlich vom Unterricht freigestellt, erhält eine spezielle Ausbildung und eine deutlich höhere Vergütung als einfache Lehrkräfte. Die Folge: Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Südkorea weder einen Lehrkräftemangel, noch kennt das Land Schwierigkeiten bei der Besetzung von Schulleitungen. Auf der anderen Seite waren die Kolleginnen erstaunt, dass es in Deutschland an jeder Schule eine Personalvertretung gibt. Hier scheint es in Südkorea noch Entwicklungsbedarf zu geben. Umso bemerkenswerter ist es allerdings, dass das Sammeln von Erfahrungen in diesem Bereich von staatlicher Seite gefördert wird.

Was die pädagogische Arbeit anbelangt, ist Südkorea auch kein reines Schlaraffenland. So beklagten die Kolleginnen, dass es keine Möglichkeit gibt, die Leistungsanforderungen und Bewertungen von Lernenden mit sonderpädagogischem Förderbedarf an deren Leistungsvermögen anzupassen. Einen Nachteilsausgleich kennt man in Südkorea nicht. Alle Kinder und Jugendliche müssen zur gleichen Zeit das Gleiche leisten. Dies führt für alle Lernenden zu einem enormen Leistungsdruck, was die guten PISA-Ergebnisse des Landes in einem etwas anderen Licht erscheinen lässt. Denn der Bildungserfolg ist in dem System davon abhängig, ob man sich die teuren Nachhilfeeinrichtungen leisten kann – und ob die Lernenden der Rund-um-die-Uhr-Belastung physisch und psychisch standhalten.

Darüber hinaus hat der enorme Leistungsdruck zur Folge, dass Lernende mit Handicaps überdurchschnittlich häufig auf Sonderschulen landen. Das ist auch deshalb besonders problematisch, weil es in Südkorea keinerlei berufsfördernde Maßnahmen für diese Lerngruppe gibt, so dass die meisten nach der Schule einfach zu Hause herumsitzen. Auf der anderen Seite konnten die Kolleginnen mit dem Begriff „Lernbehinderung“ überhaupt nichts anfangen. Wer Probleme mit dem Lernen hat, gilt nicht als behindert und wird demzufolge auch nicht auf Sonderschulen überwiesen.

Südkorea ist derzeit dabei, das Schulsystem inklusiv umzugestalten. Interessanterweise entstehen dabei teilweise ähnliche Probleme wie derzeit in Deutschland. So fühlen sich viele sonderpädagogische Fachkräfte bei der Arbeit an Regelschulen als „fünftes Rad am Wagen“. Die Kommunikation mit den Regelschulkräften erweist sich oft als schwierig. Dies liegt zum einen an der straffen Leistungsorientierung, in der sonderpädagogischer Förderbedarf nicht vorgesehen ist. Zum anderen ist die Rolle von „experts for special education“ in der Inklusion noch nicht klar definiert.

Als besonderes Problem wurde von den Kolleginnen die fehlende Unterstützung im Falle verhaltensauffälliger Schüler herausgestellt. Wie bei uns gibt es in diesem Bereich viel zu wenige schulpsychologische und sozialpädagogische Fachkräfte.

Den Austausch mit den Kolleginnen aus Südkorea habe ich als sehr bereichernd erlebt. Auch für mich war es sehr hilfreich, die deutsche Bildungslandschaft einmal im Spiegel eines anderen Landes zu betrachten.

Solidarität, Vielfalt und Gerechtigkeit im Arbeitsfeld Schule

Die Maikundgebungen 2018 standen unter dem Motto Solidarität – Vielfalt – Gerechtigkeit. Dieser Dreiklang fasst die Zielsetzung einer inklusiven Entwicklung der Gesellschaft schlagwortartig zusammen. Wir Gewerkschafter*innen würden keinen dieser starken und auch emotional bedeutsamen Begriffe in Frage stellen. Auf der abstrakten und programmatischen Ebene sind sie unumstritten. Schwieriger wird es, wenn wir diese Begriffe auf die konkrete „Arbeitsebene“ herunterbrechen und sie in spezifischen Bereichen zur Grundlage der gewerkschaftlichen und praktischen Arbeit machen wollen.  Ich habe in der gewerkschaftlichen Online-Zeitschrift Denk doch mal versucht, diese Begriffe auf das Arbeitsfeld Schule zu beziehen – unter der Perspektive der gewerkschaftlichen Interessenvertretung:

Artikel

Impressionen von der Didacta 2016

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Auf der diesjährigen Bildungsmesse Didacta war die GEW nicht nur mit zwei eigenen Ständen (Kita und Schule), sondern fast schon mit einer ganzen Bildungslandschaft vertreten.

 

 

Natürlich waren Asyl, Flucht und Vertreibung ein großes Thema. Die GEW hatte hierzu 04_12743701_1067737996618026_4358307993814530615_nzahlreiche Materialien ausliegen. Eine GEW-Arbeitsgruppe hat mittlerweile auch Unterrichtsmaterialien zum Thema „Flucht und Asyl“ ausgearbeitet.Die beiden Damen auf dem Foto sind allerdings nur vor Pegida in die Messehalle geflohen.

Material für die Praxis: Migration, Flucht und Asyl

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Schon seit Längerem setzt sich die GEW mit ihrer Stiftung Fair Childhood für eine Bekämpfung der Kinderarmut und Kinderarbeit und für bessere Bildungsbedingungen in einzelnen Ländern (u.a. in Burkina Faso und Albanien) ein. Susanne Hemmerling und Norbert Müller setzen sich mit viel Enthusiasmus für die gute Sache ein.

Fair Childhood

Ich selbst war auf der Didacta auf zwei Podien im Einsatz. Bei einem Podium ging es um das Thema „Lehrkräfte als Packesel und Einzelkämpfer?“. Die Diskussion hat gezeigt, dass hier in der Tat ein großer Leidensdruck besteht. Viele Lehrkräfte fühlen sich im Alltag oft allein gelassen. Es existiert ein großes Interesse an den unterschiedlichen Formen der Kooperation, sowohl bei der konkreten Unterrichtsvorbereitung als auch beim Austausch über Erziehungsprobleme. Beklagt wurde allerdings, dass die dafür nötigen Teamstrukturen an vielen Schulen nicht implementiert sind.

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Mitgewirkt habe ich auch bei einem Podium, bei dem es um Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ging. Veranstalter war das von Greenpeace initiierte Bündnis Zukunftsbildung, dem die GEW zusammen mit zahlreichen anderen Organisationen und Verbänden angehört. Bei dem Podium ging es darum, für eine strukturelle Verankerung von BNE zu werben. Mir persönlich hat die Diskussion einmal mehr gezeigt, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung nicht als isoliertes Thema betrachtet werden darf, sondern als etwas, das Veränderungen sowohl auf der Ebene der schulischen Inhalte als auch im Bereich der Schulkultur erfordert. Gefreut hat mich das Interesse insbesondere der jungen Leute an dem Thema. Moderiert wurde das Thema von Shari Reeves, die vielen aus der Sendung „Wissen macht Ah“ bekannt ist.IMG_0869

Bündnis Zukunftsbildung

Wolfgang Antritter von der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM) war für uns bei dem Podium zum Thema „Wer begleitet unsere Kinder in die digitale Zukunft?“ aktiv. Die AJuM hat zusammen mit dem Vorstandsbereich Schule der GEW im letzten Jahr eine medienpädagogische Tagung organisiert. Hierzu ist seit Kurzem auch eine umfangreiche Broschüre erhältlich.

AJuM

Broschüre: Was bringt das Lernen im Netz?