OECD (Paris): Social-emotional-Skills

500 Jahre nach Comenius entdeckt auch die OECD, dass Lernen sich nicht nur auf kognitives Lernen beziehen kann.
Die Bedeutung sozialen Lernens wird nun in den Fokus gerückt. Sozial-emotionales Lernen wird allerdings nicht als Beitrag zur Toleranz, zur Demokratie und zum Frieden gesehen, sondern in seiner Funktion für das wirtschaftliche und soziale Weiterkommen: Sozial gebildete Menschen machen bessere Abschlüsse, fügen sich besser im Betrieb ein und neigen eher zum Ehrenamt.

Bei der Aufstellung Aufstellung sozial-emotionaler Fähigkeiten wurde deutlich: Dies sind Fähigkeiten, die sich jeder Personalchef eines Unternehmens von seinen MitarbeiterInnen wünscht.

Wie diese Fähigkeiten gemessen werden sollen, ist noch nicht ganz klar. Angedacht ist eine Mischung aus geleiteter Beobachtung, standardisierter Testverfahren, Befragung und Selbstauskunft. Es soll auch untersucht werden, welche Monitoring-Prozesse in Schulen zu diesem Thema ablaufen. Als empfehlenswert werden Berichte zu den emotional-sozialen Entwicklungsfortschritten gesehen: eine Ausweitung der so genannten „Kopfnoten“ also.
Als Intervention ist an die Entwicklung von Trainingsprogrammen gedacht. Die Themen Schulleben, Schulklima, pädagogische Beziehung und Gefühl der Zugehörigkeit spielen keine Rolle
Gefahren: Zum einen könnten die Bildungswissenschaften dazu tendieren wieder mehr zum „medizinischen Modell“ der Erklärung von sozialen Anpassungsproblemen zurückzukehren und systemische Ansätze (die auch einen sozialpolitischen Ansatzpunkt bieten) zu Gunsten individualisieren¬der Sichtweisen zurückzustellen. Zum anderen wird die Bedeutung eines inklusiven Schulle¬bens, der Teilhabe und der Vermittlung von Selbstwirksamkeit für die Lernprozesse und das soziale Miteinander zugunsten additiver Trainingsprogramme ausgeblendet.
Die Einbeziehung des sozial-emotionalen Bereichs mag für die OECD ein Fortschritt sein; für die Schulen sowie die Bildungswissenschaften (insbesondere für die Schulpädagogik und die Sonderpädagogik) ist dieser technokratisch-additive Zugang ein großer Rückschritt.

 

 

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